Die Kastration der Hündin ist ein operativer Eingriff unter Vollnarkose. Nach Eröffnung der Bauchhöhle werden die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt. Die Bauchdecke wird anschließend doppelt mit auflösenden Fäden vernäht. Die Haut wird mit einer innerhalb der Haut verlaufenden Intracutannaht verschlossen. Dabei entsteht eine schnell heilende strichförmige Narbe. In den ersten Tagen suchen die Tiere die Nähe des Besitzers und wollen umsorgt sein. Der lästige Trichter zum Schutz gegen Belecken stört. Spaziergänge sollten auf 3 x täglich 15 Minuten reduziert werden. Nach 8 Tagen ist die Hautnaht verheilt, der Wundschutz kann abgelegt werden und die Spaziergänge in gewohnter Länge begonnen werden. Mit Leistungssport wie Agility, Flyball oder Schutzhundetraining muss noch 3 Wochen gewartet werden.
Im Zusammenleben mit Hündinnen stellt sich häufig die Frage, ob man als Besitzer in den normalen hormonellen Ablauf der Hündin eingreifen soll und wenn ja, wie. Die meisten Hunderassen haben einen Läufigkeitszyklus von 2 Hitzen im Jahr. Einige Nordlandrassen wie Huskies, Malamute etc. werden nur 1 mal im Jahr heiß. In unserer heutigen Erlebenswelt ist der Hund ein Begleiter im Alltag. Sei es in der Fußgängerzone von Städten, als Spielbegleiter von Kindern oder als Partner bei vielfältigen Aktivitäten im Alltag und Freizeit. Oft kann die 4 wöchige Hitzeperiode ein nicht zu unterschätzendes Problem werden, wenn sie sich z.B. mit einer Urlaubsreise überschneidet. Es gibt aus unserem sozialen Mensch-Tier-Lebensverhältnis gute Gründe über einen Eingriff nachzudenken. Die Kastration stellt eine dauerhafte sichere Empfängnisverhütung dar. Die Eierstöcke (Keimorgane) werden dabei entfernt und eine Vermehrung unterbleibt. Gleichzeitig wird in den Hormonhaushalt eingegriffen, da nach dem Entfernen kaum weibliche Hormone produziert werden. Aus medizinischer Sicht hat das einige Vorteile:
Die Sterilisation ist das Unterbinden der Eileiter. Die hormonellen Vorgänge werden nicht beeinflusst und der Läufigkeitszyklus nicht verändert. Die Hündin wird weiter heiß, hat Blutungen, Rüden sind an ihr interessiert. Die Probleme aus dem sozialen Umfeld von Mensch und Tier sind nicht behoben. Medizinisch bleiben die Gesundheitsrisiken bestehen. In Westeuropa wird diese Methode nicht angewendet, da sie keinen Vorteil bringt.
Die Kastration des Rüden ist das operative Entfernen der Hoden (Keimorgane) in Vollnarkose. Dabei werden aus einem Schnitt an der Basis des Skrotums beide Hoden vorgelagert und nach Abbinden abgetrennt. Dies geschieht bedeckt, d.h. die Bauchhöhle wird nicht eröffnet. Der kleine Schnitt wird mit einer Intracutannaht, die ein reaktionsloses Verheilen begünstigt, verschlossen. Am ersten Tag nach der Operation sollte der Rüde an der Leine geführt werden für maximal 15 Minuten, zweimal täglich. Zum Schutz vor Belecken muss bis zum 8. Tag nach der Operation ein Kragen getragen werden.
Der Rüde verändert nach ca. 4-6 Wochen sein Verhalten in Bezug auf das spezielle Interesse an läufigen Hündinnen und sein durch Hormone betontes Dominanzverhalten anderen Rüden und leider oft Menschen gegenüber. Der individuelle Charakter eines Rüden wird durch die Kastration nicht verändert.
In unserer heutigen Alltagswelt ist das Mensch-Tier-Zusammenleben immer enger geworden. Die individuellen Freiräume werden kleiner. Das natürliche Verhalten von Rüden ist auf engem Raum häufig störend und wird als unerwünscht empfunden. Urinmarkieren in Gebäuden und Einkaufshallen, Bespringen anderer Hunde und auch Menschen, Hypersexualität und allgemein erhöhte Aggressivität sind in engem sozialen Umfeld unerwünschte Verhaltensweisen. Oft entziehen sich hormonell bedingt dominante Tiere einer konsequenten Erziehung durch den Besitzer, auch der Umgang mit kleinen Kindern im Haushalt wird erschwert. Durch das Entfernen der Hoden unterbleibt die Produktion von männlichem Hormon, das bei diesen Tieren die natürlichen Verhaltensweisen übermäßig verstärkt. Aus medizinischer Sicht wird durch eine Kastration der Entstehung eines hormonell bedingten Prostatatumors vorgebeugt. Hodentumore und Circumanaltumore machen den Eingriff zwingend notwendig.